Reisen in die Berge und große Höhen
Wer je die Füße von Reinhold Messner gesehen hat, bekommt eine Ahnung davon, was Naturgewalten anrichten können. Achttausender sind aber nicht jedermanns Sache.
Bereits ab 1500 m Höhe muss sich unser Organismus auf den zunehmenden Sauerstoffmangel einstellen. Dabei schützt eine vernünftige Anpassung und die Kenntnis typischer Symptome den Bergfreund vor Höhenkrankheiten sowie vor Sonnen- und Kälteschäden in für uns ungewohnter Umgebung.
Bei einer gesunden Person beginnen relevante Störungen ab einer Höhe von 2500m. Bei Patienten mit Herz-Lungen-Krankheiten bereits ab 1500m. (Der Atmosphärendruck sinkt und damit auch der Sauerstoffdruck im Blut). Zum Ausgleich atmet man schneller. Der Körper wird durch die Zunahme der UV-Strahlung belastet, der Temperaturrückgang und der Wind Chill bewirken einen Wärmeverlust und die zunehmend trockene Luft kann Gesunde wie Kranke in Gefahr bringen.
Geringe Höhen |
< 1.500 m |
keine höhenbedingten Probleme |
Mittlere Höhen |
1.500 - 3.500 m |
Sofortanpassung bei Gesunden mit geringem Leistungsverlust |
Große Höhen |
3.500 - 5.300 m |
Anpassung möglich, für den Erhalt der vorherigen körperlichen Leistungsfähigkeit sind mindestens 2-7 Tage erforderlich |
Extreme Höhen |
> 5.300 m |
Vorübergehender Aufenthalt möglich, erheblicher Leistungsverlust, keine Daueranpassung, (natürliche Anpassungsgrenze bei 5.300m) |
Nach Handbuch Reisemedizin
Vorraussetzung um Krankheiten zu vermeiden, ist eine gewisse Erfahrung und gute Ausrüstung. Das Wetter sollte beachtet werden und örtliche Warnhinweise sollten ernst genommen werden. Bei Touren in Gruppen, evtl. mit Bergführer, sollte kein falscher Ehrgeiz, z.B. bei Erschöpfung, aufkommen. Wenn Sie alleine in den Berg gehen, sollten andere über die geplante Route und die Zeit informiert sein. Nehmen Sie ein Mobiltelefon mit!
Um Bergkrankheiten zu vermeiden ist eine richtige und langsame Akklimatisation, d.h. Gewöhnung an die Höhe, entscheidend. Bei Höhen ab 2500m sollte man die tägliche Schlafhöhe um nicht mehr als 300 m pro Nacht steigern. Tagsüber kann man trotzdem mit 50% der maximalen Leistungsfähigkeit höher steigen. Bei jeweils 1000m Höhengewinn sollte man einen Ruhetag einlegen.
Ideal vor Höhentrekking ist eine Vorakklimatisation. Auf der Homepage des Höhenmediziner Dr. med. Ulf Geiseler ist eine Route beschrieben, auf der man sich im Wallis, auch im Winter vorakklimatisieren kann. Man kann so z.B. eine Besteigung des Kilimanjaro vorbereiten.
Die Goldenen Regeln des Höhenbergsteigens sind:
- Nicht zu schnell zu hoch steigen
- Auf die Schlafhöhe achten
- Zeitfaktor - auf die Herzfrequenz achten
- Beachten des Tourenpartners
- Sofortiger Abstieg bei Höhenkrankheit
- Die eigene Gesundheit beachten
- Viel trinken - 3-5 Liter pro Tag
- Nur kurzer Aufenthalt in der Höhe
- Gute Schlafqualität
- Gute Planung des Höhenaufenthaltes
Höhenkrankheiten:
1. akute Höhenkrankheit (acute Mountain Sickness - AMS):
Kopfschmerzen (ohne Kopfschmerz ist AMS unwahrscheinlich) Müdigkeit, Schwäche, Herzfrequenz 20% schneller als der Ruhewert in der Ebene, Atemnot unter Belastung, Flüssigkeitsansammlung im Gesicht, der Hände und Knöchel, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Schlaflosigkeit, Schwindel, Erbrechen.
Maßnahme der Wahl: Körperliche Schonung und nicht weiter aufsteigen, Ibuprofen gegen die Kopfschmerzen. 1 Tag auf der Höhe rasten. Wenn die Beschwerden am nächsten Tag verschwunden sind. Kann man weiter aufsteigen, wenn nicht muß man absteigen
2. Höhenhirnödem (high Altitude Cerebral Edema - HACE)
Selten kann AMS in HACE übergeben. Es ist ab 2000 m Höhe möglich. Hauptsymptom ist eine Gangstörung (Ataxie: Man kann dann nicht mehr auf einem geraden Strich laufen, läuft wie ein Betrunkener) schwerste Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Halluzinationen, Vernunftwidriges Verhalten, Bewusstseinsstörungen, Koma.
Die Maßnahme der Wahl ist der Abstieg und hochdosiert Kortison und Sauerstoffgabe.
3. Höhenlungenödem (high Altitude Pulmonary Edema - HAPE)
Es tritt typischerweise 2-4 Tage nach Erreichen einer Höhe von 2500 m auf, v.a. bei raschem Aufstieg. Oft ist gleichzeitig eine AMS dabei. Der Bergsteiger bemerkt einen plötzlichen Leistungsabfall, Luftnot bei Belastung, dann Luftnot in Ruhe, die Hautfarbe wird bläulich und er bekommt einen trockenen Husten. Alarmsymptome sind: Husten mit blutig schaumigem Auswurf, Rasselnde Atmung, der Patient kann nur noch im Sitzen und in aufrechter Haltung einigermassen Luft bekommen.
Die Maßnahme der Wahl ist der rasche und passive Transport um mind. 1000 Höhenmeter. Wenn möglich soll der Patient Sauerstoff bekommen. Nifedipin 10mg sofort und Nifedipin 20 mg retardiert alle 6 Stunden.
GOLDENE REGELN DER HIMALYAN RESCUE ASSOCIATION
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Jeder kann höhenkrank werden, aber niemand muss daran sterben (auch wenn er sich so fühlt)
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Jede Gesundheitsstörung in der Höhe gilt als Höhenkrankheit, bis das Gegenteil bewiesen ist.
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Bei Symptomen der Höhenkrankheit ist jeder weitere Aufstieg zu vermeiden.
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Wenn die Symptome zunehmen, muss sofort abgestiegen werden.
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Personen mit akuter Bergkrankheit dürfen niemals allein gelassen werden.
Die Sonneneinwirkung birgt Gefahren im Gebirge: Es entstehen, insbesondere in verschneiten oder vergletscherten Gelände, Sonnenbrände und schmerzhafte Reizzustände der Augen. Dies kann bis zur Schneeblindheit führen. Ein Sonnenschutz und eine bruchsichere UV-dichte Sonnenbrille ist unumgänglich. Der Kopf sollte bedeckt sein.
Unterkühlungen oder Erfrierungen treten in der Regel bei Lawinenunfällen, Erschöpfungszuständen in großen Höhen oder bei plötzlich einsetzendem schlechtem Wetter auf.
Höhentauglichkeit
Prinzipiell ist jeder, der keine gesundheitlichen Beschwerden hat auch höhentauglich. Es gibt aber Krankheiten, bei denen eine gewisse Vorsicht notwendig ist. Eine Beurteilung sollte der Hausarzt oder im Zweifelsfall der erfahrene Reisemediziner oder Höhenmediziner abgeben). Insbesondere bei folgenden Erkrankungen sollten Sie um Rat fragen:
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Lungenerkrankungen
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Herz- und Kreislauferkrankungen
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Arteriellen Gefäßerkrankungen
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Blutarmut
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Gerinnungsstörungen
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HAPE oder HACE (s.o.) in der Vorgeschichte
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Krankheiten des Bewegungsapparates bei aktivem Bergsteigen
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Psychovegetativen Störungen
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